Sommersemester 2025
Ich habe ich die Neuauflage meines Lehrauftrages (zu einem Seminar mit virtuellen Teilen und Präsenzblöcken) an der Charlotte-Fresenius-Universität in Wiesbaden schon fast abgeschlossen! Differentielle Psychologie ist für mich zuerst Faktorielle Persönlichkeitspsychologie. Es geht also um die Unterscheidung einzelner Personen gegenüber der allgemeinen Bevölkerung anhand ihrer Persönlichkeitsmerkmale, traits. Mein Thema ist demzufolge zunächst die Entwicklung von Persönlichkeitsmodellen durch Explorative Faktorenanalysen, zweitens die folgende Testkonstruktion. Durchführungen von Tests bis zur Auswertung von Ergebnissen dienen schließlich im Seminar als Veranschaulichung und Aktivierung.

Wir haben auch in diesem Semester richtig Spaß! – Die Folie zeigt ein Thema, das ich kritisch darstelle.
Ziel kritische Kompetenz
Ziel im Seminar ist weniger der Aufbau von Wissen. Vielmehr geht es mir zuerst um das Bewusstsein, dass auch weit verbreitete Verfahren oft nicht wirklich entsprechende Standards erfüllen, also eingeschränkt angewandt werden sollten – bis zu absoluten NoGos! Klar gibt es Kriterien zur Testgüte, die indessen oft nicht eingehalten werden. Beispielsweise wird die “Normierung” sehr oft mit nicht repräsentativen Stichproben vorgenommen. Ich habe schließlich drei mit einander verbundene Probleme heraus gearbeitet: einerseits die zu geringe Größe der Norm- und Studienstichproben, andererseits der Schluss von “Sophomores” auf die allgemeine Bevölkerung; Obendrein stünden WEIRD Countries (western, educated, indutrialized, rich, democratic) für die Weltbevölkerung. Das tun sie mitnichten!
Die Inhalte des Seminars
Vom 16pf und NEO-PI zum IPIP
Die Studenten haben gemäß 16pf von Cattell vier Anforderungsprofile zu Stellen erarbeitet und anschließend vier Persönlichkeitsprofile mit diesen verglichen. Und außerdem die Faktorenstruktur und die Validität des 16pf erarbeitet. Den Test NEO-PI und das Five-Factor-Model haben wir intensiv (beispielsweise mit einem virtuellen Selbsttest) bearbeitet. Als neuere Entwicklung für die Faktorielle Persönlichkeitspsychologie waren schließlich auf der Grundlage der item-Sammlung IPIP immer kürzere Kompaktversionen von Tests entstanden, die sich indessen auf die Fünf Faktoren beschränkten und auf die Facetten verzichtetet haben. Den nicht ganz so kurzen Test BFI-2 haben schließlich Alle gemacht …

MBTI: weiterhin bedeutsamer Vorläufer

Die Lehre von den Typen von C.G. Jung streifte ich einerseits nur – anhand einer schon sechzig Jahre alten Veröffentlichung Jungs, die ich in die Veranstaltung mit gebracht habe! Andererseits fand diese Lehre immerhin im MBTI von Katherine Myers und Isabel Briggs Myers ihre Operationalisierung. Die Bestimmung der Präferenzen der Teilnehmer (nicht der Typen!) in Gruppen- und Partnerarbeiten hat vermittelt, wie empathisch der Selbsttest und über den Reported Type schließlich die Bestimmung des Best Fit sein kann. Genau so wichtig war mir aber die Kritik durch die Faktorielle Persönlichkeitspsychologie – als Referat.
Die weiteren Themen des Seminars
Der FPI: Big Five und klinische Bedeutung

Das Freiburger Persönlichkeitsinventar fußt sicherlich auf den Big Five bzw. folgerichtig dem NEO-PI-R, aber andererseits auf den theoretischen Konzepten der Arbeitsgebiete der Autoren. Der Test umfasst 138 items, die leicht verständlich sind und außerdem keinen klinischen Jargon aufweisen. Die Konstruktion verweist auf die Faktorielle Persönlichkeitspsychologie; besonders hervorzuheben ist schließlich die für die allgemeine Bevölkerung repräsentative, neue Normierung und sprachliche Überarbeitung.
Kritisch angemerkt wurde in der Literatur, dass die Autorendes FPI zunächst kein Gesamtkonzept der Persönlichkeit vermittelt haben und keinen expliziten Zusammenhang mit Big-Five-Inventaren und 16pf herstellten. Es folgten aber umfangreiche Studien zur Validierung und die sorgfältige Testpflege.
Zusammenhänge zu klinischen Befunden werden wir uns deswegen erarbeiten: beispielsweise zu Essstörungen oder Asthma. Besonders interessant wird aber das Referat zu Zusammenhängen zwischen FPI-Kategorien und psychiatrisch-forensischer Begutachtung werden.
Jenseits der Faktoriellen Persönlichkeitspsychologie
Differentielle und Persönlichkeitspsychologie braucht indessen nicht unbedingt die Faktorielle Psychologie. Andere Modelle sind mittels anderer Empirie entstanden, die weiterhin behandelt werden sollen.
Abraham Maslow:
legt eigentlich eine Motivationstheorie („Bedürfnisse“) vor; biografische Studien und Beobachtung “selbstverwirklichender” Personen (Einstein…) bilden aber seine (eher schwache) empirische Grundlage.
George A. Kelly:
Repertory Grid als wesentlicher “Test“, aus dem Konstrukte ermittelt werden:

Carl Rogers:
Ursprünglich Suche nach eindeutig definierbaren und messbaren Bedingungen für eine konstruktive Veränderung der Persönlichkeit. Später Aufzeichnungen und Analysen von Therapiesitzungen als Empirie.
Zwei weitere Zielrichtungen und zugehörige Tests
Der Clifton Strengthsfinder (R) ist zunächst ein ipsatives Verfahren, das also auf Normierung verzichtet. Unklar bleibt weiterhin, ob die Strengths Fähigkeits-, Motivations- oder Persönlichkeitsdimensionen sind. Ich sehe das Verfahren also kritisch – was nicht hindert, dass es mir weitere Einsichten über mich vermittelt hat. Als Selbsttest würde ich es sogar empfehlen.

Geert Hofstede gebührt klar das Verdienst, die Akzeptanz anderer Kulturen gefördert zu haben. Gründend auf einem positiven Bild des Menschen. Methodisch sind seine Bücher aber nicht wirklich transparent und basieren auf einer extrem großen Stichprobe, die aber nicht wirklich die allgemeine Bevölkerung darstellt. Seine Kulturdimensionen wurden seither von Erin Meyer zeitgemäß erweitert. Mir käme es aber auf Tests der interkulturellen Sensibilität und Kompetenz (das eine bedingt das andere, ist aber nicht dasselbe!) an. Wir werden den TIHK einschätzen und den TMIK selbst bearbeiten!

Ich kann abschließend das Studium der Psychologie an der Charlotte-Fresenius-Universität nur empfehlen. Am Standort Wiesbaden trifft man dann auf Differentielle und Persönlichkeitspsychologie – und mich.
Sprechen Sie mich gleich anschließend für ein Gespräch an. Unter 0172 817 92 97 oder reiner@borretty.com