Virtuelle Führungstrainings erscheinen im Moment insoweit nicht dringend, als die Fallzahlen weiter gering sind. Aber das Oktoberfest und der Cannstadter Wasen sind gute Gelegenheiten, sich zu infizieren. Und schließlich kommt der nächste Winter ganz bestimmt… Dann schnell umschalten zu können ist ein großer Vorteil! Wir bleiben dabei: die virtuelle Version wird immer mit entwickelt oder bevorratet.
Praxistips ...
Virtueller Einsatz von Methoden im Detail: Ein launiger Bericht
Man kann eine nahe liegende Methode in Trainings in Präsenz in reiner Form nicht mehr einsetzen: das (möglichst nonchalante) Entwickeln von Inhalten am Flip Chart im Lehrgespräch. Ich selbst empfinde auch Whiteboards nicht wirklich als Ersatz! Nicht überraschend bekunden daher Teilnehmer nun ein verstärktes Interesse an Theorie! Praktisch bedeutet das für virtuelle Führungstrainings einen ziemlichen Mehraufwand in der Vorbereitung, konkret: mehr Folien. Fein, dass ich diese in Conceptboards oder über die Whiteboards direkt in WebEx, Zoom et.al. einbinden kann!
Natürlich schicke ich Teilnehmer weiter in Gruppenarbeiten, nur eben in breakout rooms. Mir war und ist es sehr wichtig, dass Kleingruppen verschiedene Aufträge bekommen, sodass sie im Plenum unterschiedliche Ergebnisse einbringen können. Weiter wollte ich meist, dass die Teilnehmer sich die Gruppe und damit das Thema selbst aussuchen konnten. Spontan geht das aber nicht mehr oder ist schwierig und Zeit raubend. Ich finde auch diese Vorplanung – Kriterium: möglichst immer wieder durchmischte Gruppen – als aufwändig. Sie macht aber Spaß! Ich freue mich auf eine Lösung – oder auf das Können!
Virtuelle Führungstrainings und Workshops führen mitunter zu sehr langen Verweildauern im Sitzen am PC. Immer wieder wird empfohlen, kleine sportliche Übungen ein zu bauen – und keine(r) macht’s! Ich habe das mehrfach getan, und die Teillnehmer haben freudig mitgetan! Auch ich fürchte, albern zu wirken, habe aber die Hemmschwelle überwunden, einfach so. – Und ich selbst habe mir einen etwas windigen Stehtisch gebaut:
Inzwischen habe ich eine professionelle Lösung installiert…
... und ein wenig Grundsätzliches
Wir haben umfangreiche Erfahrung in der Gestaltung und Durchführung gemacht: Virtuelle Führungstrainings haben geklappt und funktionieren weiter! Die Vorteile liegen auf der Hand – aber etwas anders als erwartet! Zum einen ging es um die Digitalisierung der Trainings. So standen virtuelle Formen der Vermittlung und Tools zur Moderation im Vordergrund. Mittlerweile sind diese Routine, auch bei den Teilnehmern. So haben wir für Diskussionen, Biz-Simulationen und Beratungsrunden virtuelle Versionen entwickelt, die die Formen in Präsenz sehr gut ersetzen!
Virtuelle Führungstrainings bilden die Realität sehr hübsch ab!
1-zu-1-Gespräche, etwa zur Vereinbarung von Zielen oder ein kritischer Dialog, können jetzt in beiderseitigem Home Office, und sehr wohl als virtuelle Führungsgespräche statt finden. Und genau so müssen sie im virtuellen Training simuliert werden. Am Ende wird im Training genauso verfahren wie in der Führungsrealität: WebEx, MS Teams … (Zugegeben, es gibt immer wieder technische Probleme, wunderbare Zeitfresser! Aber war das Aufstellen und Synchronisieren des Beamers wirklich so viel schöner?)
Es geht um mehr als die Digitalisierung von Trainingsmethoden: die Spiegelung von virtueller Zusammenarbeit und Führung!
Die laufende drastische Veränderung der Arbeitswelt (Stichwort VUCA, aber auch Mobile Working) verlangt eine neue Art der Führung (Stichwort VOPA+). Diese in Trainings abzubilden bzw. vorweg zu nehmen war vielleicht nicht die ursprüngliche Absicht der Virtualisierung. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht anders geht. Führung in der virtuellen Welt bedeutet neue Rituale, besondere Zuwendung zu allen Einzelnen, höhere Aufmerksamkeit für Brüche im Team oder gar Konflikte. Gespräche mit Einzelnen und Meetings müssen als Call (via WebEx, MS Teams…) verwirklicht werden. Und in einem virtuellen Training steht das gleiche an. Warum nicht die Chance beim Schopfe packen und über Kommunikationssoftware geführte Zielvereinbarungen simulieren und thematisieren? Ganz zu schweigen von Team-Meetings…
Virtuelle Führungstrainings - Modularisierte Wissensvermittlung, spannende Interaktionen
Ursprüngliche war die Hoffnung, zumindest die Vermittlung von Wissen (Fakten, Verfahren, Modelle…) lasse sich medial aufbereiten und standardisieren. Und dabei könnte die gleichzeitige Präsenz der Lernenden aufgegeben werden. Sie hat sich erfüllt. Webinare oder Tutorials, kurze Video-Sequenzen, etwa TED-Vorträge, lassen sich in der Tat auch außerhalb der Präsenzveranstaltung zeigen. Wir hatten auch schon Slideshows direkt in Power Point vertont. Mentimeter-Abfragen lassen sich umstandslos starten. Die Teilnehmer sind bereits eingeloggt, die Technik bereits installiert – kein Verdunkeln des Raums, kein Verbinden zum Beamer… Für tiefer gehende Durchdringung von Themen, für echte Diskussion in der Gruppe – Verstehen, Relativieren, Analyse, Synthese, Bewertung, Anwenden und Beziehen auf eigene Bedingungen* – ist aber mehr erforderlich: die gleichzeitige (!) Interaktion mehrerer Beteiligter.
* Siehe hierzu auch Bloom’s Taxonomie von Lernzielen im kognitiven Bereich
Viel versprechende Tools - und die Realität
Man kann sich hierfür sehr schön in Kommunikationsmedien wie WebEx, MS Teams oder Zoom für virtuelle Führungstrainings treffen … Erneut geht mehr als anfangs gedacht: Whiteboards sind zunächst vielleicht handwerklich schwierig, aber Übung… In Kooperationsmedien wie Conceptboard kann von mehreren Teilnehmern gleichzeitig gearbeitet werden. Einfacheres Vorgehen ist jederzeit umzusetzen: Teilnehmer treffen sich in breakout rooms, eine/r notiert Ergebnisse in einem power point Template. Dieses ist direkt in die tools einzubinden. Vorläufig gilt: für längere Zeit, für manche Themen endgültig, kann Interaktion nicht Zusammensitzen im selben geschlossenen Raum bedeuten!
Nicht alle Apps machen immer Spaß – einstweilen scheint es mir so, dass sie umso besser funktionieren, je einfacher und “kleiner” das Setup ist. Und: die Teilnehmer sind geduldiger als wir Trainer selbst, die wir natürlich perfekt sein wollen – und oft hilfsbereit und kompetent!
Ein Ausblick für virtuelle Führungstrainings: virtuelles Lehren und Lernen im New Normal
Auch wenn Personalentwickler, Führungskräfte und Mitarbeiter (und natürlich facilitators und Teilnehmer) den Wert von Präsenzveranstaltungen weiterhin betonen – ein einfaches Zurückkehren zu einer “Vor-Corona-Normalität” wird es nicht geben. Virtuelle Führungstrainings machen vieles viel einfacher als zuvor, etliches ist überhaupt erst möglich, und zu groß sind die Chancen zum Sparen! Das New Normal (das natürlich kein statischer Zustand sein wird!) ist ein Amalgam aus sehr unterschiedlichen Arbeits-, Kommunikations- und Lernformen sein. “Embedded, multimedia, digital” werden weiter mit Inhalt gefüllt werden. Und wir arbeiten bereits an der Realisierung mit!
Entwicklung von Internet-Kompetenz
Eigentlich ist im Internet auf der Ebene von Wissen alles vorhanden! Insofern geht es eher um die Entwicklung von Such-Kompetenz auf Seiten der Lernenden, weniger um die Darbietung hübsch aufbereiteter Inhalte. Wie gelangt man beispielsweise von einem prinzipiellen Interesse tiefer in ein Themengebiet hinein?
Und auch das reicht keineswegs: die Entwicklung von Kritikfähigkeit gegenüber den Funden gehört dazu! Gerade schön gestaltete Lernangebote, aber auch klar als Diskussionsbeitrag erkennbare Beiträge wie TED, verlocken zur Ansicht, dass das alles eben so sei! Aber gerade auf ein Schulbuchlernen kommt es nicht an!
Trainings zu digitalisieren und zu virtualisieren ist nicht mehr schwierig! Packen wir's an!
- Befriedigende Technik ist längst vorhanden.
- Die Skepsis der Teilnehmer geht schließlich mit der praktischen Erfahrung vorüber.
- Gruppenarbeiten und Übungen lassen sich zum Teil digitalisieren, neue werden so erst möglich.
- Wichtige Problemlöse- und Kreativmethoden, gemeinsame Beratungen (Reflecting Teams) bis hin zu Prozeduren, die für Psychodrama oder systemischen Ansatz typisch sind, sind machbar. Natürlich entsprechend angepasst…
- Insbesondere Planspiele erlauben, die veränderte Arbeitswelt und ihre Anforderungen an Führung abzubilden – ein echter added value! Web-basierte biz sims sind spannend, aber teuer. Andere wie ein Turmbau, in denen Material wie etwa Karton geschnitten oder geklebt wird, sind schwierig zu machen. Papier und Bleistift sind folglich eher einfach…
- Trainer und facilitators beherrschen die Verfahren und tools für virtuelle Führungtrainings immer besser!
- Und die Trainer Leitfäden drucken wir auch nicht mehr auf Papier aus!