Das Sendlinger Werk von Krauss & Comp.
Der Vortrag zu Krauss in Sendling, in der Sendlinger Kulturschmiede, war ein voller Erfolg. Der Vortrag umfasst einerseits vielerlei Fakten und ist umfangreich bebildert. Er zeigt andererseits Zusammenhänge auf, etwa zum Alltagsleben der Menschen. Und natürlich hat es gleich in der Veranstaltung wieder neue Informationen zum Thema gegeben! Also plane ich eine Neuauflage:
Termin und Ort:
Donnerstag, 14.03.2024 um 19.00 Uhr, Sendlinger Kulturschmiede, Daiserstraße 22, 81371 München
Der Vortrag wird begleitet von einer Ausstellung mit Exponaten, geöffnet am Sa 16., So 17., Mi 20., Do 21. und Fr 22. März (Finissage), jeweils von 17 – 20 Uhr
Das Werk von Krauss in Sendling: mit ganz eigener Strategie
Der Erfolg des Werkes hatte fünf Voraussetzungen: die flexible Produktion, die hoch innovative Entwicklung und den aktiven internationalen Vertrieb, weiter den eigenen Betrieb von Bahnen, schließlich die qualifizierte und treue Belegschaft.
Flexible Produktion und Baukastensystem der Produkte bedingen sich!
Die Standardisierung von Bauteilen, wie Kessel, Zylinder, Steuerung, Rahmenteile, Kasten, begünstigte die Produktion von Klein- und Kleinstserien, teilweise über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Allein für Tramwaylokomotiven lassen sich 18 Typen isolieren, weitere Kombinationen und Zwischengrößen sowie Sonderformen kommen außerdem hinzu. In der Fabrik von Krauss in Sendling waren alle Verfahren versammelt, und zwar Gießen => Schmieden => Bearbeiten => Montage <=> Lackieren, wenn man die Gießerei Sugg “über die Straße” hinzuzählt. Nur eine Schraubendreherei gab es nicht – woher die Schrauben kamen und wie sich die Werkstätten in das Fabriklayout einfügen, berichte ich im Vortrag!
Innovative Entwicklung und variable Konstruktion für Krauss in Sendling
Das „System Krauss“ wurde schon bei der Landwührden (abb. links) verwirklicht. Das Krauss-Helmholtz-Lenkgestell wurde schon bei der St.Zeno für die Bayerische Staatsbahn, Fabr.Nr. 2000, Baujahr 1888, eingesetzt und wurde anschließend auch bei Lokomotiven von Krauss in Sendling verbaut. Ein doppelstöckiger Dampfomnibus Bauart Krauss für die bayerische Landesausstellung von 1882 blieb ein Einzelstück, aber Krauss & Comp. war stark genug, solche Fehlschläge weg zu stecken! Dampfspeicherloks und zwei Kranlokomotiven sind weiter ungewöhnlich; Im Vortrag zeige ich einige Bilder weiterer Neuentwicklungen.
Internationaler Vertrieb
Von vornherein orientierte sich Krauss & Comp. auf den Weltmarkt, gerade auch mit sendlinger Produkten! Auslandsaufträge machten immerhin 70% der Produktion (bis) vor dem Ersten Weltkrieg aus. 1881 nahm Krauss & Comp. auch am Straßenbahn-Wettbewerb der “Arnhemsche Tramweg-Maatschappij“ teil: die Lokomotive wurde am besten beurteilt. Krauss war immer wieder auf Messen von Buenos Aires bis Melbourne präsent und erhielt Medaillen und Auszeichnungen, sehr wohl für sendlinger Maschinen. Die häufigen Nachbestellungen, gerade auch von Einzelstücken, von internationalen Kunden zeugen wohl von der Qualität der Loks! Und von guten Nachrichten, die darauf die Runde machten … In der Ausstellung werde ich mehrere solche Diplome zeigen.
Qualifiziertes Personal
Die Arbeitsbedingungen bei Krauss in Sendling entsprachen dem üblichen: Arbeiter-Unterstützungsfond, Arbeiterwitwen- und -waisenstiftung, Pensionskasse der Angestellten wurden bald als freiwillige Leistungen zugestanden. Besonders der 1. Weltkrieg und die politischen Umwälzungen nach ihm brachten mehrfach Kürzungen der Leistungen und weitgehende Wiederherstellung. Konjunktur und Auftragslage bedingten Lohnerhöhungen und Ausbau, Krisen jedoch Unterbeschäftigung und Entlassungen. 1919 erhöhte das Ministerium für soziale Fürsorge den Lieferpreis für 30 Lokomotiven und forderte ein Mitbestimmungsrecht für eine Vertretung der Arbeiter; Ab 1922 waren dann zwei Betriebsräte im Aufsichtsrat präsent.
Eigener Betrieb von Bahnen
Lokomotive 2 der Münchner Dampftramway (Bild: public domain)
Zur Unternehmensstrategie gehörte, dass Krauss & Comp. als Bauherr und Betreiber und Lieferant der Loks vor allem aus Sendling, auftrat. Feldabahn, Münchner Dampftrambahn und Chiemseebahn sind nur Beispiele. Weitere werde ich im Vortrag zeigen.
Das Werk von Krauss in Sendling im Stadtteil (Forts.)
Die Wohnanlage in der Daiserstraße …
Krauss & Comp. bot keine Werkswohnungen bei beiden Werken in München; die Firma hielt wohl die Nähe zu den Bahnhöfen München Süd (und Hbf.) für ausreichend (für Pendler aus dem Umland). Auch deshalb kam es zur Gründung des Vereins zur Verbesserung der Wohnungsverhältnisse, gegr. 1899. Die attraktiv gestalteten Gebäude stehen weiterhin in voller Pracht!
Hier gibt es noch weitere aktuelle Informationen.
… und ihr schöner Innenhof.