Das Sendlinger Werk von Krauss: Beherrschung der Vielfalt
Sendling hatte ein Produkt für sich selbst – die kleine Tenderlok Bn2t. Aber: das Sendlinger Werk von Krauss & Co. bediente scheinbar jede Vorgabe, etwa zur Spurweite. Und die Firma setzte auch sonst so manchen Wunsch des Kunden um; variabel und skalierbar. Hierzu passte die Firma die Designs weiter an, sogar in der Achsfolge. Wie hat die Firma das in ihrem Fabriklayout verwirklicht? Ich kläre das in meinem Vortrag!
Das Layout im Sendlinger Werk von Krauss & Co.

Das Layout im Sendlinger Werk von Krauss & Co. ist fast ein Geheimnis – das ich lüften konnte! Das Zauberwort zum Verstehen der Struktur der Fabrik ist wirklich Losgröße 1, wie man heute sagen würde. Das Werk war also klar auf die Fertigung von Einzelstücken und kleinen Serien ausgelegt. In der Skizze links zeige ich eine erste grobe Übersicht zum Fabriklayout Krauss, zur Lage der verbundenen Gießerei Sugg und der Kochel-Brauerei.
Eine einzige Serie ...
Das Werk fertigte demgegenüber nur eine Loktype in Serie: den Zwilling. Dieser war eine Konstruktion von Krauss (die von vielen Lieferanten übernommen wurde). Sie war eine kleine Lokomotive für die Feldbahnen von Heeren vor und im ersten Weltkrieg, von Bayern bis Preußen und Südafrika bis Japan. Aber wie groß war sein Beitrag? Immerhin wurden 157 gebaut, allerdings auch wieder über einen Zeitraum von 1890 bis 1914 !
Melden Sie sich hier an. Termin und Ort: Samstag, 02.12.2023 um 19.00 Uhr. in der Sendlinger Kulturschmiede. Das hilft uns sehr – wir müssen schließlich Snacks und Getränke in der richtigen Menge bestellen!
C1' und Krauss-Helmholtz
Das Krauss-Helmholtz-Lenkgestell wurde schon bei der St.Zeno für die Bayerische Staatsbahn, Fabr.Nr. 2000, Baujahr 1888, eingesetzt. Das hintere (!) Lenkgestell führte zur Achsfole C1′. Vier auf diesem Loktyp aufbauende Krauss-Lokomotiven beschaffte sogar Preußens KED Elberfeld und sie wurden sogar später von Henschel nachgebaut. Sie waren also ein Erfolg erster Güte!

Auch Sendling produzierte beispielsweise diese Walhallabahn Lok als C1′. Aber warum ordnete Krauss das Lenkgesell so oft hinten an? Ich werde das im Vortrag zu klären versuchen …
Der internationale Vertrieb
Von vornherein orientierte sich Krauss auf den Weltmarkt, gerade auch mit den sendlinger Produkten! Und so war Krauss eben auf Messen von Buenos Aires bis Melbourne präsent und heimste Medaillen ein – durchaus für sendlinger Maschinen. Nach Buenos Aires entsandte Krauss die Fabriknummer 6000 (eine Lok aus Sendling) – auf solche Jubiläen legte die Firma großen Wert!
Das Beispiel zweier Lokmodelle für Thailand zeigt weiterhin auf, wie flexibel die Firma dann auf Wünsche der Kunden reagierte: von der B1′ zur 1’B bei der Nachbestellung drei Jahre später! Dass Krauss noch einmal zwei Jahre später eine weitere Lok gleichen Musters an eine Sugar Mill verkaufen konnte, zeugt wohl von der Qualität der Loks! Und von guten Nachrichten, die die Runde machten …
Dezentrale Konstruktion

Das sendlinger Werk von Krauss wurde 1872 zur Entlastung der Fabrik auf dem Münchner Marsfeld errichtet. Die Firma hatte die Büros (vor allem technische) bis dahin direkt bei der Produktion angesiedelt. Sehr viel Platz war dafür, nach heutigen Maßstäben, in Sendling nicht gegeben; aber etwas schon. Immerhin mussten die Konstrukteure und die Meister in der Produktion die Zeichnungen und Stücklisten für das sendlinger Produktspektrum vor Ort verwahren. Sie mussten sie schließlich immer wieder hervor holen und ändern oder weiter entwickeln. Praktisch keine Lok glich wirklich der anderen!
Das Gebäude steht noch ...
Die Firma errichtete das neue Gebäude der Verwaltung – es steht (siehe die Abbildung oben) an der Ecke Arnulf- und Helmholtzstraße (da gilt wirklich nomen est omen!) heute noch – erst 1922/23, also ziemlich kurz vor der Stilllegung des Werkes in Sendling! Von da an hatte der Leiter der Konstruktion, Richard von Helmholtz, sein Zeichenbrett und seinen Schreibtisch – immerhin schrieb er auch sehr feine theoretische Beiträge – wohl in der schicken neuen Verwaltung stehen …
Das Sendlinger Werk von Krauss im Stadtteil

Eine Ladenfront der ehem. Konsumgenossenschaft?
Es geht schon auch um Lokalkolorit. Im Mai-Bräu hatten elf Arbeiter, vor allem von Krauss und Sugg, 1886 einen Konsumverein gegründet, der bald sehr viel mehr und größere Räume brauchte. Einer echte Erfolgsgeschichte! Was ist von diesen Gebäuden noch zu finden? Schau’n mer mal – auf weitere Fotos und Funde, im Vortrag …
Gebraut wird dort schon lange nicht mehr, und auch nicht im nahen Kochel-Bräu. Diese Brauerei war allerdings sehr viel stattlicher, mit Gleisanschluss und fünf eigenen Kühlwagen – mit dem Logo der Brauerei.

Die Gebäude der Brauerei