Autismus als Phänomen ist nicht neu. Neu ist lediglich, dass die Inklusion von Menschen im autistischen Spektrum in die Arbeitswelt interessant sein könnte. Und vielleicht wird sie mittelfristig gefordert: Neurodiversität und Inklusion: das eine durch das andere …
Autismus: Besondere Jobs für besonders Begabte
So möchte ich Software Entwicklung (das ist scheinbar schon eine Art Standard-Stellenangebot) benennen. Ich möchte aber besonders aber auch das Entflechten von Schaltungen und Leiterplatten sowie mechanisches Design anführen. Jobs in diesem Umfeld, wie etwa die Fehlersuche, verlangen Konzentration, das Wegtauchen im Flow. Gerne auch im leicht abgedunkelten Raum und bei abgeschaltetem Telefon und Outlook. Diese Jobs bedingen durchaus Kontakt zu Kunden bei Präsentationen und natürlich interne daily scrums. Aber das können Kollegen machen. Oder Menschen im Autismus Spektrum selbst, Coaching vorausgesetzt! Dabei kann es sehr wohl um Coaching für Hochbegabte gehen!
Neurodiversität und Inklusion: Schon bei der Formulierung von Anforderungen...
Manche Bewerber haben zunächst Nachteile gegenüber anderen. Das kann sogar schon bei Introvertierten der Fall sein. Sie werden nämlich zurück gewiesen, obwohl sie absolut das Geforderte leisen können. Klammern wir im Moment Vorurteile aus: allzu häufig nennen schon die Fachabteilungen an HR Anforderungen, die im Prinzip wünschbar, aber für die entsprechende Stelle nicht besonderes spezifisch sind. Teamfähigkeit, Aufgeschlossen sein für Neuerungen, Kontakt zu Kunden mögen hier als Beispiele dienen. Konkrete Tätigkeitsanalysen werden nicht gemacht!
Detailgenauigkeit, Systematische Arbeitsweise und logische Analyse bei der Fehlersuche und Erkennen von Mustern sind bei den genannten Jobgruppen primär gefragt, and sie kommen Autisten sehr entgegen.
Neurodiversität und Inklusion: Alternativen bei der Personalauswahl
Interviewer in Einstellgesprächen können durchaus Fragen stellen. Sie dürfen indessen nicht insistieren und bedrängen. Vielmehr sollten sie zunächst herausfinden, welche Form des Dialogs angemessen ist: email oder MS Teams oder…? (Eine der vielen Gelegenheiten, wo Corona-Umstände eine “neue Normalität” bewirken. Ist denn das persönliche Vier- oder Sechs-Augengepräch wirklich zwingend notwendig?)
Umgekehrt können sie Aufgaben vorlegen, die solche Mustererkennungen erfordern. Oder eben Arbeitsproben verlangen. Dies zum Erkenntnisgewinn, aber auch, um dem Bewerber Sicherheit in einem “Heimspiel” zu vermitteln.
Autismus: Keine Behinderung, keine Krankheit ...
Es gibt mittlerweile ein regelrechtes Neurodiversity Movement, scheinbar zunächst in den USA. Dieses stellt das medizinische Modell des Autismus in Frage: Autismus verlangt keine “Behandlung”. Er ist vielmehr ein untrennbarer Aspekt der Persönlichkeit, eine positive Identität. Die entsprechende Wortwahl ist Menschen im autistischen Spektrum.
Hierbei geht es nicht um reine Nomenklatur oder gar die aggressive Abgrenzung, wie vom N-word. Sondern um das Ringen um Erkenntnis.